Logbuch

Manövertraining unter Frauen - Fortsetzung...
(Veröffentlicht 22. Mai 2016)

Der Liegeplatz ist eng, die Boxengasse auch, der Wind kommt aus der falschen Richtung – wir müssen rückwärts aus dem Hafen manövrieren. Es kommt leichte Panik auf, aber die Skipperin bleibt ruhig, das wird schon. Sie sitzt neben der Steuerfrau, bereit zu helfen. Uff. Geschafft. Kaum zu glauben, aber die nagelneue Yacht ist heil aus dem Hafen gekommen. Darf ich gleich noch mal? Dann fühl ich mich sicherer! - Klar, auf geht’s! Dann ist die nächste dran. Zwischendurch klappt es auch mal nicht so gut, aber darum sind wir ja hier: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

An- und Ablegemanöver bis zum Umfallen, drehen auf der Stelle in der engen Boxengassse, dann kommt Boje-über-Bord-Manöver unter Motor. Dem Fender wird zwar zwischendurch sicher etwas kalt, aber von Mal zu Mal klappt es besser und geht immer schneller.

Nach einem ausgiebigen Snack im Hafen wird noch mal abgelegt, der Wind bläst kräftig aus Süd-West und nun soll das Verhalten des Bootes unter Segeln getestet werden. Als erstes müssen alle reffen – verstanden? Na ja, geht so, aber so schwer ist es bei diesen modernen Geräten ja nicht mehr...

Die erste Böe fällt ein und frau am Rohr kriegt einen gehörigen Schreck, als sich das Boot unvermittelt auf die Seite legt und das Wasser unten reinschwabbt. Aber irgendwann spürt sie plötzlich, dass sie wieder Herr der Lage wird und alles unter Kontrolle hat! Ist doch alles gar nicht schlimm!

Alle dürfen mal ans Steuer, es wird ein bisschen auf der Förde gekreuzt, der sehr böige Wind fordert viel Aufmerksamkeit und so sind alle ordentlich durchgearbeitet, als auch das letzte Anlegemanöver funktioniert und das Boot sicher wieder im Hafen liegt.

 

 

 

 

 

Jetzt ist Essengehen angesagt, zum Kochen hat keine mehr Lust. Am nächsten Morgen sind alle ein bisschen zerknittert, wir haben noch lange zusammen gesessen und geklönt, und dann geträumt vom Anlegen, von schlagenden Segeln und spritzender Gischt... Nach dem Frühstück sind sich alle einig, es soll unbedingt noch das Boje-über-Bord-Manöver unter Segeln geübt werden.

Also los geht’s. Der Wind bläst ordentlich, drum wird gerefft und dann fliegt schon der erste Fender ins Wasser. Es ist nicht einfach, das Ding treibt bei dem Wind ordentlich, die Geschwindigkeit des Bootes ist beträchtlich – wie lang braucht es beim Aufschießen, dass das Boot auch wirklich steht? Der Fender ist unnachgiebig, sobald wir zu schnell sind, lässt er sich nicht einsammeln. Aber es klappt immer besser.

Am frühen Nachmittag rauchen die Köpfe, alle haben genug. Der Anleger unter erschwerten Bedingungen mit starkem Seitenwind gelingt fast perfekt, die Männer hinter uns mit ihrer dicken Yacht machen es auch nicht besser – alles gut also!

Ein anstrengendes Wochenende, alle nehmen was mit: Das Gefühl, sicherer geworden zu sein, auch bei schwierigen Bedingungen das Boot in den Hafen zu kriegen, und wenn einer über Bord geht, nicht in Panik ausbrechen zu müssen.

Und natürlich das Selbstbewusstsein, vielleicht auch einfach nur so mal zu sagen: Heute lege ich mal an!

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