Manövertraining unter Frauen
(Veröffentlicht 22. Mai 2016)
Es ist der Klassiker. Seit Monaten schon liegt rein zufällig immer mal wieder ein Yacht neben dem Sofa. Beim sonntäglichen Frühstück bemerkt der Ehemann immer mal wieder, wie es jetzt wohl wäre, im Cockpit Kaffee zu trinken, oder gar, dass über Pfingsten so tolles Segelwetter angesagt ist... irgendwann ist es nicht mehr zu übersehen – er ist auf Bootssuche!!! Die weise Ehefrau fragt ihn, was denn sein Herz begehrt. Begeistert zeigt er ihr Bilder einer Yacht, wie sie im herrlichsten Sonnenschein durch das tiefblaue Meer schneidet, erzählt vom Komfort der Kombüse, dass die sogar einen Backofen hat...
Das Schiff ist gekauft, dann kommt das erste gemeinsame Segeln. Die Sonne lacht, es weht eine leichte Brise. Sie ist am Steuer, er sitzt hoch und trocken im Heckkorb, die Arme verschränkt... Sie, des Segelns noch nicht so mächtig, findet es gar nicht gut, dass er da oben sitzt, er winkt ab – was soll mir schon passieren?
Sie denkt an den erfahrenen Segler, der ertrunken ist, weil seine beiden Mitsegler keine Ahnung hatten, wie sie ihn wieder rein holen sollten... Ob sie eine Chance hätte? Eins wird klar – das kann sie mit ihm nicht diskutieren. Er sieht das alles nicht so dramatisch.
Dann wird er ungeduldig, sie soll das doch endlich mal einfach so und so machen!!! Es wird laut an Bord, und sie ist bedient. Schnell ist klar, die Kombination Ehemann als Segellehrer ist nicht so geeignet. Dabei will er ja nur eines: Dass sie auch ihren Spaß am Segeln findet! Aber wie? Wenn sie so weiter machen, verdirbt er ihr den Spaß, und sie weiß, wenn sie ihm immer das Steuer in den schwierigen Situationen abgibt, verliert sie den Respekt vor sich selbst. Was also tun?
Da kommt ihr die Idee – ein Segelcoach muss her! Am besten ein weiblicher. Die versteht vielleicht noch ein bisschen was von der weiblichen Psyche... Alle sind begeistert und so kommt's... An einem stürmischen Wochenende im Mai findet dann das große Event statt, frau trifft sich mit zwei weiteren Leidensgenossinen samstags morgens an Bord, während draußen der erste Schauer runter prasselt, wird unter Deck eine kurze Vorstellungsrunde gemacht.
Es sind alle schon gesegelt, die eine mehr, die andere weniger. Aber die Angst, etwas falsch zu machen oder nicht zu wissen, wie zu reagieren, kennen alle. Kurze Zeit später sind alle in Ölzeug und Schwimmweste an Deck. Der erste Ableger soll gefahren werden. Die Skipperin erklärt zum Schrecken aller, sie selbst werde das Steuer nicht anfassen an diesem Wochenende. Denn lernen geht nur by doing.